...Lost in Island

14.08.2003 - 01.09.2003 Manuela Geier u. Mario Gerth

Eine Entdeckungstour 2.800 km entlang der Ringstraße, Durchquerung Islands auf der Sprengisandur und die Westfjorde per Jeep – per Fuß zwischen Landmannalaugar und Pörsmork auf dem Laugavegur.

Unser Sommerurlaub sollte uns dieses Jahr in den Norden führen. Mit Erwartungen von Eis, Kälte und wechselhaften Wetter haben wir uns auf den Weg gemacht...nach Island, der Insel aus Feuer und Eis wo das Leben mit seinen Naturkräften eine Gesellschaft zwischen Tradition und Technologie geprägt hat. Das Erbe der Wikinger und der Glaube an Elfen sind genauso wichtig, wie moderne Gentechnologie und moderner Fischfang.


Donnerstag, den 14.08.2003
Berlin-Keflavik

Noch sitze ich auf Arbeit am Schreibtisch und gehe den Inhalt meines Rucksackes durch, in der Hoffnung, dass ich an alles denke. Um sechs holt mich Mario ab und wir fahren voller Urlaubsfreude nach Berlin. Gut wenn man Freunde in allen Ecken von Deutschland hat – bei Mandy stellen wir für die nächsten Tage unser Auto ab und sind gegen 23.00 Uhr auf dem Flughafen Tegel.

Los geht’s – wir fliegen Richtung Ostsee, weiter über Skandinavien nach Island.
Es ist einfach irre – wir fliegen drei Stunden nach Sonnenuntergang in Deutschland los, erleben über Skandinavien einen Sonnenaufgang und kurz nach der Landung in Islands einen wunderschönen Sonnenuntergang. Ein Naturschauspiel à la carte!


Freitag, den 15.08.2003
Keflavik - Reykjavik


Von Keflavik aus fahren wir mit dem Flybus (13 € p.P.) in die Hauptstadt Islands – nach Reykjavik.
Auf dem Campingplatz Sundlaugavegur bauen wir schnell unser Zelt auf und fallen in den frühen Morgenstunden sofort in unsere Schlafsäcke.
Unser erster Tag in Island beginnt mit einem Einkauf, da der Hunger ein großes Loch in unseren Magen bohrt. Puh, hier braucht man eine dicke Geldbörse, da schon ein kleiner „Philadelphiaschmierkäse“ ganze 4 € kostet.
Frisch gemacht und gestärkt, geht es auf Entdeckungstour durch das Camp und den Randgebieten von Reykjavik. Natürlich vergessen wir die Anmeldung zum 20. Halbmarathon nicht. Abendbrot machen wir bei der Pastaparty, die uns Läufern schon auf den morgigen Tag einstimmen soll. Dieser Tag endet mit Freuden auf den Lauf, der uns sicherlich den ersten richtigen Eindruck der Hauptstadt bieten wird.


Samstag, den 16.08.2003
Reykjavik (Halbmarathon)


Gleich zum Anfang unseres Urlaubes erleben wir das Wetter, was Island so „berüchtigt“ macht. Regnet es hier eine halbe Stunde nicht, machen sich die Bauern sorgen, es könnte eine Dürre kommen...
Der Blick aus dem Zelt zeigt einen wolkenverhangenen Himmel. Es nieselt und durch den Wind haben wir das Gefühl, es ist Spätherbst. Doch heute steht ja der 21-km-Lauf an. Also raus aus dem Zelt und fit machen. Mit dem Bus fahren wir in die Innenstadt und Punkt 12.05 Uhr geht es los.
Der Start ist am Rathaus und der Weg führt uns quer durch die Stadt. Es sind gerade mal 5 km vorbei und ich frage mich, warum habe ich mich nur mit angemeldete. Das Laufen ist heute extrem schwer für mich und das Wetter tut sein übriges – es regnet und der Wind geht so schlimm, dass ich froh bin, Mario als „Windschatten“ vor mir zu haben. Doch Mario motiviert mich ständig und so kommen wir nach 2 Stunden und 8 Minuten im Ziel an – für mich eine neue Bestzeit. Schnell fliehen wir in das nahegelegene Rathaus, ziehen uns um und fahren zurück zum Camp. Nun gönnen wir uns eine Ruhezeit uns nutzen dazu die „heißen Quellen“ des Freibades fünf Minuten vom Camp entfernt. Über uns hängen dicke Regenwolken, doch wir genießen und entspannen.
Um den Nationalfeiertag mit den Isländern zu feiern, fahren wir nochmals in die Innenstadt und erleben diese ganz anders, als am Nachmittag. Menschenmassen bewegen sich die Straßen hoch und wieder runter, wir haben das Gefühl alle Isländer sind gerade hier. Als Finale des Tages steigt gleich ein Feuerwerk der besonderen Art.
So, nach den ganzen Erlebnissen dieses Tages freuen wir uns auf die Liegeposition in unseren Schlafsäcken.


Sonntag, den 17.08.2003
Reha in den Blauen Lagunen


Heute steht Erholung pur auf dem Plan. Die Tickets für die „Blaue Lagune „ sind schon für uns reserviert. Gegen 13 Uhr fahren wir mit dem Bus und vielen Gleichgesinnten los. Jetzt, nach 45 Minuten Fahrt stehen wir vor dem heutigen Ziel – die blaue Lagune - ausspannen, ausruhen und einfach nur genießen. Den gleichen Gedanken hatten viele, vor allem die, die am Vortag die Strapazen des Halbmarothon mit uns gemeistert haben. Der populärste Badeort Islands ist ein Abwassersalzsee des geothermischen Kraftwerks Svartsengi. Das Kraftwerk liegt in einem Hochtemperaturgebiet mit Salzwasserquellen, die Temperaturen bis zu 240°C erreichen. Mit dem heißen Wasser wird zum einen kaltes Süßwasser erwärmt, das zur Beheizung der Ortschaften und des Flughafens auf Reykjanes genutzt wird, und zum anderen erzeugt man mit dem aufströmenden Dampf über eine Turbine Strom. Das Wasser ist sehr mineralhaltig und wird nach medizinischen Untersuchungen für heilend gegen Hautkrankheiten und Schuppenflechten erklärt. Umschlossen von der Lava lassen wir es uns bei 38°C Wassertemperatur so richtig gut gehen. Wir schwimmen in einem See mit milchig-blauen Wasser und einer Farbe, die von Türkis bis Tiefdunkel wechselt. Ziemlich kaputt und schon mit leicht schrumpliger Haut fahren wir am frühen Abend zurück zum Camp. Zum Abendbrot gibt es nun leckere Nudelpasta von „Knorr“. Vollkommen satt, fallen wir in den Schlafsack und erkunden mit Hilfe der Karten und Reiseführer die Tour mit dem Auto, die ab morgen uns bevor steht. Irgendwann fallen uns die Augen zu und die Träume an die nächsten Tage beginnen.


Montag, den 18.08.2003
Reykjavik – Jökulsarlon


Punkt 8 Uhr stehen wir in der Autovermietung und werden mit den wichtigsten Informationen über die Strecke und über unseren Jimmy ausgerüstet. So, jetzt schnell noch das Zelt abbauen, das Auto voll laden und raus aus der Stadt in das Abenteuer. Unsere Fahrt führt vorbei an Selfoss, wo wir den ersten Großeinkauf für die nächsten Tage tätigen. Weiter geht es zu dem Wasserfall „Skogafoss“, südlich am Myrdalsjökull (kleiner Gletscher). An der südlichsten Spitze von Island machen wir eine kleine Pause und besuchen am „Dyrholaey“ (Papageifelsen) mehrere tausend Papageien. Auch kleine Seehunde geben uns hier die Ehre. Die Ringstraße führt uns viele Kilometer durch die unterschiedlichsten Naturschauspiele an unser heutiges Ziel – der größte Gletscher Europas „Vatnajökull“. Riesige Gletscherabbrüche fallen hier täglich in den Jökulsarlon, eine Gletscherlagune, die nach 80 Metern in den Ozean abfließt. Hier ist der perfekte Platz für unsere erste Nacht während der Jeeptour. Ganz nah an den gigantischen Eisblöcken bauen wir unser Zelt auf und genießen die klare, reine Luft. Immer wieder ist in der Nacht das Knarren und Krachen der Eisblöcke zu hören....


Dienstag, den 19.08.2003
Jökulsarlon – Reykjahild (Myvatn)


Heute führt uns der Weg weiter entlang der Süd-Ostküste von Island. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Höfn und schlängeln uns durch die Ostfjorde bis nach Egilsstadir. Das Wetter ist überhaupt nicht gut und versperrt uns somit die ganze Sicht auf die Küstenregion. Nur für kurze Momente blitzt die Schönheit Islands vor. Jedoch hält uns nichts und niemand ab den mächtigsten Wasserfall Europas zu bestaunen. Schon von der Ferne bebt die Erde und wir sehen die Gischtwolke des Dettifoss, dessen ungeheure Wassermassen 44 m hinunterstürzen, einer von hunderten Abflüssen des Vatnakökull. Wenn man nicht schon Respekt vor Wasser hat, dann bekommt man diesen auf alle Fälle hier. Mario ist sichtlich begeistert, wird aber von mir immer ein wenig zurückgepfiffen, sicherlich bei mir einfach aus Angst. Unser Schlafplatz ist heute in Reykjahild, mitten im geothermalen Gebiet von Island, hier treffen die eurasische und die amerikanische Platte aufeinander, eine der unruhigsten Gegenden auf unserem Planeten.


Mittwoch, den 20.08.2003
(Myvatn) - Askja


Durch das Getose der subterranen Hot Springs schlafen wir nicht lange, sondern nehmen gleich nach dem Aufstehen ein Bad bei gesunden 40 Grad – durch die kalte Umgebungstemperatur ein Hochgenuss.
Putz munter startet wir in den Tag, der uns an den mystischen See Myvatn (Mückensee) bringen soll. Die Umgebung des Sees gehört zu den geologisch besonders interessanten Gebieten Islands, und der See selbst gilt mit seiner vielfältigen Entenarten als Paradies für Ornithologen. Der Bereich um den See ist geprägt von eiszeitlichen Vulkanen und nacheiszeitlichen Lavafeldern. Die von Vulkanausbrüchen ausgetretene Lava bildete die am Südufer liegenden Pseudokrater und die Lavaskulpturen des Dimmuborgir. Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag und somit wirkt der See noch atemberaubender.
Gegen abend starten wir mit unserem Jimmy auf einer nicht enden wollenden, schlechten Straße in Richtung Askja. 120 km Schotterpiste der gemeinsten Art – teilweise ist nur Schritttempo möglich –
Wir sind uns nicht sicher, ob wir wirklich in Askja angekommen sind – hier stehen drei Hütten und ganze fünf Zelte – und dies soll einer der sehenswertesten Plätze Islands sein?
Askja - ein Vulkan, an dem sich der Öskjavatn, ein 11 km² großer und 217 m tiefer Kratersee gebildet hat. Unmittelbar am See liegt der Explosionskrater Viti (=Hölle). Die letzte Eruption des Askjavulkanes war am 1961 und seit dieser Zeit trainieren Nasa-Astronauten in diesem Gelände für Mondflüge.
Der Viti, am Nordufer des Öskjuvatn gelegen, hat einen Durchmesser von rund 100 m. Sein Wasser ist zwar 40-50 °C warm, aber die aufsteigenden Schwefeldämpfe laden nicht gerade zum Baden ein.
Bei unserer Ankunft prägen Dauerregen und Sturm die Wetterkarte. Wir haben Mühe, unser Zelt aufzustellen und die Augen zu schließen, da wir Angst haben, alles (samt Jimmy) fliegt uns um die Ohren.


Donnerstag, den 21.8.2003
Askja – Sprengisandur –


Es scheint gar nicht Tag zu werden. Es ist immer noch dunkel, nass, stürmisch und überhaupt kein Wetter zur Erkundung des Gebietes. Wir frühstücken und hoffen, dass danach der Wetterengel uns Gutes beschert.
Wir haben kein Glück – nass und durchgefroren bauen wir unser Zelt ab und fahren die 120 km einsame Schotterpiste zurück Richtung Myvatn – an eine Weiterfahrt war nicht zu denken, die nächste Tankstelle liegt 200 vor uns, Sprit haben wir für etwa 150km – soviel Optimismus haben wir dann auch nicht...
Wir straten also die Fahrt auf der F26, die berühmte Nord-Süd-Route Sprengisandur. Diese Strecke wurde im Mittelalter oft benutzt und im 18. u. 19.Jh. neuentdeckt. Dem Weg haftet immer noch etwas unheimliches an, zumal der nördliche Teil direkt an der Wüste Ódadahraun vorbeiführt, in der sich nicht selten Wegelagerer verstecken. Der Name Sprengisandur für die unwirtliche Wüstenei leitet sich von „sprengja“ ab, was soviel wie „mit dem Pferd davonsprengen“ bedeutet.
Nicht nur das wir kilometerweites einsames, karkes Land von uns haben, nein wir stehen nun mit unseren Jimmy vor einem großen Fluß, den es nun gilt zu durchqueren. Überleitungstrasse? Brücke? – nein – mit dem Jeep quer durch die Wassermassen. Langsam bewegen wir uns nach vorn, immer mit Blick aus dem Fester auf die Wasserhöhe.
Dutzend mal versuchen wir eine flache Stelle zu finden, immer wieder sacken wir tief in das Flussbett ein – ein Rüberkommen ist schier unmöglich. Zwei Stunden suchen wir nach einer Flachen stelle – Nix!

Zurückfahren kommt nicht in Frage, da der Sprit alle ist! Die Situation ist ausweglos! Wir sitzten im Auto uns hoffen – auf was, weiss keiner! Plötzlich taucht im Rückspiegel ein Überlandbuss auf, der Touris durch das Gebiet fährt. Ohne zu überlegen schließen wir uns dem Buss an, alles geht blitzschnell, fahren Stoßstange an Stoßstange dem Buss durch die Fluten hinterher – denn nur der wusste, wo geeignete Stellen zum Überqueren sind, es dauert nicht lange und wir sind am anderen Ufer !

Glückserfüllt fallen wir uns in die Arme – keine Ahnung wie wir sonst hier herüber gekommen wären....

Spät am Abend sind wir im Gebiet "Hrauneyjalon" angekommen. Wir haben wieder mal riesiges Glück und erhaschen eine Schlafstelle mitten an einer Wasserstelle, was unser tägliches Teekochen um einiges erleichtert. Geschafft von der Schotterpiste fallen wir in unsere Schlafsäcke und genießen die Stille des Gebietes.


Freitag, den 22.8.2003
Hrauneyjalon- Geysir - Gulfoss


Heute steht ein umfangreiches Sightseeingprogramm auf dem Plan. Wir fahren genau in den „Goldenen Zirkel“ – den bekanntesten Natur- und Kulturdenkmälern Islands. Als erstes schauen wir uns den Geysir an, eine Springquelle, die rund 10 000 Jahre alt sein soll. Die aktivste Zeit des Geysirs war im 18.Jh., im Jahr 1772 schoss halbstündlich eine Wasserfontäne von bis zu 70 m empor. Über die Jahre brach die Tätigkeit des Geysirs ab, 1915 erstarrte er komplett. Durch Ausgrabung eines unterirdischen Kanals, der den Wasserspiegel senkte, erreichte man 1935 die Tätigkeit erneut, die jedoch nur bis 1964 anhielt. Erst nach einem Erdbeben im Jahr 2000 eruptiert der Geysir wieder auf natürliche Weise. Überwältigt von solch einem Naturschauspiel sind wir nun auf dem Weg zum schönsten Wasserfall Islands dem „Gullfoss“. Hier stürzt der Gletscherfluss „Hvítá“, vom Langjökull kommend, in zwei Stufen, die in einem 90 C Winkel zueinander stehen, insgesamt 31 m tief in die Schlucht Hvítárgljúfur.
Es ist atemberaubend, was die Natur uns bietet. Schon von weitem bekommen wir den Sprühregen des Giganten zu spüren. Hier verweilen wir eine ganze Weile, immer mit Blick auf die Wassermassen und der eingeschworenen Gegend. Nach unserer entspannten Ruhepause fahren wir weiter (F37  F365) in Richtung „Pingvellir“.
Kurz vor dem 50 km2 großen Areal, welches 1928 zum Nationalpark erklärt wurde, suchen wir uns unseren Schlafplatz. Gigantisch – an einem langen Fluss beschließen wir zu campen. Durch die Sonnenstrahlen ist das Wasser so aufgeheizt, dass wir die Gelegenheit gleich nutzen und endlich das ersehnte Bad nehmen.
Das Abendbrot wird begleitet von einem einzigartigen Sonnenuntergang und die Stille lässt uns gleich einschlafen.


Samstag, den 23.8.2003
Pingvellir –Snafellsnes


Wir sind bei unseren bisherigen Tour so gut vorangekommen, dass wir uns entschließen auch den Westen Islands uns anzuschauen.
Unsere heutige Fahrt beginnt in Richtung Borgarnes, eines der größten Städte der Westküste. Hier füllen wir nochmals den Tank und ab geht es zur Küstenfahrt.
Wir wollen die ganze Halbinsel Snaefellnes erkunden, die zwischen den beiden großen Meeresbuchten Breidafjördur im Norden und Faxafloi im Süden liegt. An dem westlichen Ende der Halbinsel erhebt sich der 1446 m hohe Vulkankegel Snaefellsjökull, der an klaren Tagen von Reykjavik aus trotz der Entfernung von über 100 km deutlich zu sehen ist. Über die gesamte Insel erstreckt sich von Ost nach West eine Reihe steil aufragender Basaltberge, die die schmale Landzunge, 15 bis 90 km in der Nord-Süd-Ausdehnung, in zwei landschaftlich unterschiedliche Küstenstreifen teilt. Wir schauen uns die zwei imposante Felsformationen westlich von Hellnar an, die auch als „Vogelfelsen“ bekannt sind. Weiter auf der Küstenstraße durchqueren wir die Fischerorte Hellissandur, Olafsvik und Grundarfjordur. Wie es sich gehört, gönnen wir uns ein köstliches Mahl in einem gemütlichen, kleinen Fischrestaurante. Einfach nur herrlich – mal kein Knorrtütenessen sondern frischen Fisch angerichtet, dass wir bestimmt noch lang daran denken (auch die Eurocardabrechnung wird uns daran immer erinnern, denn es ist wahnsinnig teuer!).
Mittlerweile wird es dunkel und trotzdem entschießen wir uns noch eine längere Strecke zu fahren, so dass wir kurz vor Reykjavik campen und morgen wieder in das Stadtleben eintauchen.


Sonntag, den 24.8.2003
Reykjavik


Heute ist wieder Stadtleben angesagt (aber nicht lang, da ja morgen schon unsere langersehnte Trekkingtour beginnt). Nochmals kurz unseren geliebten Jimmy abgespritzt und ab geht es wieder in die hektische, abgasbelastete Hauptstadt. Natürlich ist unser Anlaufstelle wieder der Campingplatz Sundlaugavegur, an dem wir ja beste Erfahrung gemacht haben. Nun ist Ruhe, die Trekkingstrecke abstecken und den Rucksack umzupacken.Mit riesiger Freude auf morgen, schlafen wir ein.


Montag, den 25.8.2003
Reykjavik – Hrafntinnusker


Schnell noch das Zelt abbauen, die nicht benötigten Sachen im Gepäckraum hinterlegen und schon stehen wir am Bus, der uns zur Bussammelstation bringt. Hier kaufen wir die Tickets für die Hinfahrt nach Landmannalaugar und erkundigen uns noch kurz über die Tour. Schon sitzen wir im Bus und auf geht’s zur 4-tägigen Trekkingtour (4-stündige Fahrt). Es ist 13 Uhr und wir sind in dem gut organisierten Camp angekommen (von Cafebus bis hin zur warmen Dusche gibt es hier alles).
Hier herrscht totales Chaos. Jeder versucht im Infohäuschen sich mit Tipps einzudecken, sucht sich einen Campplatz für die heutige Nacht und andere gehen erst mal in einer warmen Quelle baden. Eigentlich war es geplant, dass wir den heutigen Tag auch hier ausklingen lassen, doch ich habe hierauf überhaupt keine Lust. Ich bin voll motiviert und habe es auch geschafft Mario anzustecken und wollen die erste Etappe unserer Tour sofort beginnen.
Mario malt gerade die Laufstrecke noch grob auf einen kleinen Zettel, so dass wir ungefähr wissen, dass wir richtig sind.
Die ersten Meter der Strecke geht steil bergauf, riesige Felsblöcke kennzeichnen den Weg. Wir verlassen das schöne Tal Landmannalaugar (580 m) und tauchen in ein ruhiges, vom Massentourismus verschonte Naturschauspiel ein. Die weiteren Kilometer sind sehr anstrengend, da das bergauf kein Ende nimmt und extreme Schotterberge uns das Hinaufsteigen erschweren. Es kommt auch noch dazu, dass ich mit der Last auf meinen Rücken echte Probleme habe ! Aber da ich ja einen richtigen Trekkingfreak zur Seite habe, werde ich dies gut meistern. Was das Laufen ein wenig erleichtert, ist das herrliche Wetter, welches uns den ganzen Tag schon begleitet.
Nach ca . 10 km und vier Stunden erreichen wir unser erstes Etappenziel für heute – Hrafntinnusker (1100 m).


Dienstag, den 26.8.2003
Hrafntinnusker – Alftavatn


Aus Reiseberichten wissen wir, das uns heute ein optischer Hochgenuß erwartet.
Daher ist auch unsere Eile zu begründen – aufstehen, Tee machen, frühstücken, Equipment verpacken, loslaufen – alles in 30 min, WOW! Wir durchstreifen lange Lavafelder und schrauben uns Schritt für Schritt immer weiter nach oben. Mit jedem Schritt füllt sich die Sicht und wird immer spektakulärer. Wieder und wieder kommen wir an heißen, kochenden Quellen und Seen vorbei, soweit das Auge reicht die bunten, dampfenden Liparidberge, königliches Wetter, Altschneefelder und eine atemberaubende Stille!
Hier ist das Herz Islands, hier hat der liebe Gott die Erde geküsst – einfach unverwechselbare Momente beschreiben die 11Km, die wir in 5 Stunden zurücklegen.
Kurz vor dem Etappenziel ändert sich die Landschaft – vor uns, einige hundert Hm unter uns liegt der Alftavatn, in der ferne die Emstrurwüste, die Gletscher und der grünen Hutberg! Der Weg beschreibt sich als recht schwierig, Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich.
Am See sind wir dann recht schnell angekommen, Manu bereitet das Essen in der Küche (:-) und ich besteige gleich noch eine kleine Anhöhe, um Foto´s zu machen – die ungehinderte Sicht von diesem Hügel ist einfach nur Traumhaft – ich musste diese Sicht teilen, also wieder 45 min Abstieg, Manu an die Hand nehmen und wieder rauf....
Hier oben hat man nichts zu sagen – jeder weiß was der andere Empfindet, man brauch nur dazusitzen und die 360° Natur zu genießen bis die Sonne untergegangen ist....


Mittwoch, den 27.8.2003
Alftavatn – Emstrur/Botnar


Gleich zu Beginn heißt es wieder Schuhe + Strümpfe aus, Sandalen an und einen 20m breiten Fluss überqueren – Temperaturunterschied zum Schlafsack mind. 30° - Guten Morgen ! Die Natur hat Ihr Kleid gewechselt – nach den saftigen grünen Wiesen wir die Landschaft öde und trocken. Wir müssen mit Wasser arg haushalten.
Stundenlang laufen wir nun schon Lavafelder entlang, Manu immer gute 50m hinter mir – der kalte, nasse Wind vor mir.
Es nieselt und jedesmal wenn wir am Horrizont angekommen ist, schlängelt sich der Weg weitere Km durch die tote Landschaft – kein Vergnügen die ganzen 16 km in 5h abzulaufen...
Ganz überraschend treffen wir auf die Emstrur-Hütten ( 500 Hm ), die uns Naturfreaks natürlich nicht interessieren – wir laufen weiter und weiter – bis wir unser Plätzchen mit Wasseranschluss gefunden haben.
Zum Abendessen ein Knorr 1. Gang-Menü, ein Glas Tee , Trockene Kekse – Lecker !!!!


Donnerstag, den 28.8.2003
Emstrur/Botnar – Pörsmörk – Reykjavik


Siegessicher starten wir die letzten 13,5 km in das schöne Tal Thorsmörk. Das Wetter ist nicht das Beste, aber die sind Zufrieden, da die Sonnentage an der richtigen Stelle waren. Die Vegitation wird nun immer Grüner und bald säumen sich die ersten Birkenwäldchen unseren Weg entlang. Noch einmal Durchqueren wir einen gut 100m breiten Abfluss des Myrdalsjökull, irgendwo darin habe ich dann auch mein Gefühl für meine Beine verloren – das Wasser hatte max. 1°, 300m Flussaufwärts war ja das Wasser auch noch Eis gewesen, kann mal also nicht Übel nehmen...
Die Birken werden also immer dichter, die Sicht schlechter – eigentlich logisch, dass man hier vom Weg abkommen muss.
Da wir immer parallel zum Gletscherfluss laufen, konnten wir uns nicht verlaufen, trotz allem begleitet mich immer so ein Hänsel und Gretel Gefühl.
Irgendwann trennten wir uns – Manu sollte auf unser Gepäck aufpassen, Ich bin los um Irgendwo wieder ein Anhaltspunkt zu finden – es wurde dunkel, Nebel zog auf – unser Ziel hätte 100 m vor uns sein können und wir würden vorbeilaufen....
Zurück zu Manu, ohne Erfolg, liefen wir weiter, mit dem Gedanken nochmal eine Nacht drausen bleiben zu müssen, bis endlich zwischen den Nebelbänken eine Hütte hervorblitzte.
Nur sind es noch wenige Schritte und wir kommen Siegessicher im Tal von Thormörk an – ein Buss will gerade Richtung Reykjavik starten, wir kaufen Tikkets und sind 3 h später auf dem Zeltplatz, eine weitere Stunde im 7. Himmel.....
Abschließend ist zu sagen, das diese Route ein Island Muss ist, jeder kann hier Natur erleben und unvergessliche Abenteuer und Momente aufnehmen – die einem im dt. Alltag vieles vergessen lassen....


Donnerstag, den 28.8.2003 – Sonntag, den 31.8.2003
Reykjavik – Hauptstadtbummel, Heimflug


Die letzen Tage lassen wir im Rückblick Revue passieren, entspannen uns im nahegelegenen Schwimmbad, treffen auf den bekanntesten Filmregisseur Islands Hrafn Gunnlaugsson, der ein unbeschreibliches Leben führt, durchkämmen Islands Hauptstadt am Abend, und erleben eines der bewegensten Volksfeste in Island.
Wer nie in Island war, kann sich keine Vorstellung von der rauen, aktiven Natur machen.
Unsere Route hat viel Abenteuer versprochen und gehalten – Island ist einzigartig in seiner Vielfalt und Schönheit – es bietet Ruhe die Bilder von dem Land aus Feuer und Eis lösen Wünsche aus, denen man sich schwer entziehen kann. Islands krustige Heftigkeit wird uns immer als Highlight in Erinnerung bleiben.


Geysir
Laugarvegur - Treck
Reykjavik - Hafen
Blau Lagoon
Myvatn
Eisberge im Jökulsarlon
Reykjavik - Rathaus
Jeep - Tour Island
Geothermales Gebiet
Wasser Weg
Pause
Dream Team
Rast am Altafatn
Grüner Hut
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